Gelegentlich werde ich mit der Ansicht konfrontiert, dass Nicht-Mediziner medizinische Dinge nicht beurteilen könnten. Daran wird dann die Forderung angeschlossen, keine Stellungnahmen zu medizinischen Themen abzugeben und den Medizinern zu vertrauen. Doch, da ist eine eigene Meinungsbildung möglich. In welcher Weise skizziere ich im Folgenden.
Ein Prinzip der Wissenschaft besteht darin, Untersuchungen so darzustellen, dass sie intersubjektiv nachvollzogen werden können. Vorausgesetzt, es ist ein bestimmtes Vorwissen vorhanden.
Und damit kann ich anfangen mich einzuarbeiten. Ich kann eine Studie selbst lesen. Und ich sehe mir eine Besprechung an von einem Menschen, der Erfahrung im Lesen von medizinischen Studien hat. Und dann notiere ich meine Fragen und sehe mir eine Besprechung von jemandem an, der die Studie anders interpretiert. Oder ich frage jemanden. Damit lässt sich schon viel herausbekommen. Und dabei eigne ich mir auch Wissen an, mit dem sich dann weitere Studien etwas selbständiger analysieren lassen.
Beispiel: Wenn eine Studie behauptet, dass Impfungen zu empfehlen seien, aber nur die Reduktion von Infektionen in einem bestimmten Zeitraum untersucht, dann habe ich gelernt, zwei Fragen zu stellen: Was ist mit den Infektionen außerhalb dieses Zeitraums? Und was ist mit Nebenwirkungen? Etliche Studien zu den Covidimpfungen fallen schon bei diesen Fragen auseinander. Dazu braucht es kein medizinisches oder statistisches Wissen. Die Themen werden einfach nicht behandelt und für die Schlussfolgerung ausgeblendet.
Mit statistischen Vorwissen lassen sich dann auch die statistischen Schlussfolgerungen überprüfen. Also es lässt sich überprüfen, ob die Aussagen, die aus den Daten gezogen worden sind, so auch in den Daten drin sind. Oder ob weitere Aussagen in den Daten drin stecken.
Ein nächster Schritt kann sein, sich Fachwissen zu speziellen Verfahren anzueignen, um abzuschätzen, wie belastbar die Studienergebnisse sind. Da wird’s allerdings für Quereinsteiger schon fummelig. Beispielsweise wie ein PCR-Test genau funktioniert. Oder das sich eine bestimmte Zelllinie für eine in vitro Studie durch besonders viele ACE-2 Rezeptoren auszeichnet.
Was nicht geht: Abschätzen wie groß der Ozean an alternativen Wirkungsmechanismen ist und welche davon eigentlich auch noch berücksichtigt werden müssten. Dazu braucht es Menschen vom Fach.
Das ist ein bisschen so, als wie wenn ich jemanden beauftrage, die Fenster in meiner Wohnung auszutauschen. Ich werde die Qualität der Arbeit, auch wenn ich zuschaue, nicht in allen Punkten beurteilen können. Ich kann mich aber vorher schonmal etwas einlesen, um wichtige Punkte auf dem Schirm zu haben. Auf jeden Fall kann ich beurteilen, ob hinterher ein Fenster drin ist, ob es sich öffnen lässt und ob es zieht oder nicht. Und ich könnte jemanden fragen, der sich damit auskennt, was er von der Sache hält. Diese grundlegenden Sachen lassen sich auch als Laie beurteilen.