Ich finde, dass der freiheitlich demokratische Weg für diese Erde der passende ist. Das ist die Art von Leben, die ich leben will.
Diese Art zu leben braucht Hingabe und Pflege. Wenn erst einmal ein Überwachungsstaat etabliert ist, bei den technischen Möglichkeiten, die aktuell zur Verfügung stehen, dann habe ich ernste Bedenken, ob wir da in den nächsten Jahrhunderten wieder rauskommen. Deshalb lieber einmal zuviel nachgeprüft als einmal zu wenig.
Ich sehe mehrere Kräfte, die in Richtung Überwachungsstaat treiben können.
A) Unser kulturelles Erbe. Diktatorische Zeiten mit viel Gewalt stecken uns noch in den Knochen. Unsere Sprache, das Denken, die Organisation des Miteinanders, unsere Wirtschaft ist auf dem Weg zu einem wertschätzenden Miteinander aber noch nicht ganz da. Ich denke beispielsweise an die Reflektion und den Kontakt, den M. Rosenbergs Gewaltfreie Kommunikation eröffnet. In deutscher Sprache ist sein erstes Buch glaube ich 2001 erschienen. Das ist noch gar nicht so lange her. Die Reflexe aus monarchischen Zeiten sind noch da.
Ich frage mich auch, ob uns unser Geborenwerden als völlig abhängiges Wesen verführbar für totalitäre Anwandlungen macht.
B) Es gibt selbstorganisatorische Kräfte, die in Richtung Überwachungsstaat wirken. Ich denke insbesondere an die digitale Wirtschaft, die zu sehr großen Unternehmen geführt hat, die sehr viele Daten von sehr vielen Menschen bekommen. Auch die Diskussionskultur oder auch die Wissenschaftskultur können sich so entwickeln, dass eigentlich nur noch 1 Meinung als dazugehörend anerkannt wird.
C) Menschen, die andere Menschen beherrschen wollen.
A) und B) gibt den Menschen, die andere Menschen beherrschen wollen, Hebel in die Hand. Sie können diese Punkte anstoßen, um Prozesse in Gang zu bringen, die in ihrem Sinne laufen.
Die Pflege von Freiheit ist durchaus anspruchsvoll. Es geht mit der Pflege der persönlichen Gedanken, Gefühle und Gepflogenheiten los, dann die Organisation des Miteinanders und der WIrtschaft.
Außerdem ist in Betracht zu ziehen, dass manche Menschen möglicherweise anderen schaden wollen. Das macht es kompliziert. Es erfordert Konsequenz, Stärke und Klarheit auch in der Selbstreflektion. Es rüttelt an eigenes Opfersein und Tätersein, das vielleicht noch nicht erlöst ist.
Wenn Menschen mit im Boot sein sollten, die anderen schaden möchten, dann muss viel mehr in den Blick genommen werden, als wenn alle miteinander klarkommen wollen. Sagen wir zur Veranschaulichung, ich vermisse einen Gegenstand. Der ist abhandengekommen. Ich finde ihn nicht, vielleicht habe ich ihn irgendwo liegen lassen. Die Ursache kann eine Frage der Komplexität sein, shit happens, ich habe vergessen nachzusehen. Eine Lösung läge darin, meinen Tagesablauf wenn möglich einfacher zu gestalten. Immer nochmal nachsehen. Und ich kann andere Menschen um Hilfe bitten, mir suchen helfen, mich zu erinnern. Wenn nun aber jemand dabei ist, der stiehlt, dann wird’s komplizierter. Ich kann getäuscht und irregeführt werden. Halbwahrheiten, Fehlinformationen, Ablenkungsmanöver müssen nun in Betracht gezogen werden. Und sollte ich denjenigen oder diejenige erwischen, dann ist die Frage, was tun. Da müssen dann auch grundlegende Fragen des Zusammenlebens geklärt werden. Komplexitätsreduktionstipps reichen da nicht mehr. Eine anspruchsvolle Aufgabe.
Wenn wir aus dem aktuellen Schlammassel rauskommen wollen, brauchen wir ein Bild von den wirkenden Kräften. Wir können aber nur finden, wonach wir suchen. Deshalb plädiere ich dafür, auch nach Anzeichen für einen Gang in ein totalitäres System zu suchen, um dieses zu vermeiden. Das betrifft sowohl die persönliche Ebene, als auch die selbstorganisatorisch verstärkenden Entwicklungen und auch Anzeichen für eine planvoll durchgeführte Unterwerfung.