Buch-Rezension von: „Alles überstanden?“, von Drosten und Mascolo

Warum ich finde, dass Drosten eine viel zu prominente Rolle in der Coronazeit gespielt hat

letztes Update 2025-01-23
weitere Beiträge zu Drosten

Es geht um ein Buch das Drosten und Mascolo in einer Gesprächsform verfasst haben und das im Sommer 2024 im Ullstein Verlag erschienen ist.

Neben der Frage der persönlichen Verantwortung von Drosten für die Maßnahmen geht es auch darum, ob Drosten als zentrale Beratungsinstanz geeignet ist. Und wenn nein, warum er eine zentrale Rolle erhalten und behalten hat.

Mir nahestehende Menschen haben mir das Buch zugesendet, um mal zu sehen, was ich zu diesem Buch zu sagen habe. Und möglicherweise vielleicht in eine Diskussion über die Coronazeit zu kommen. Herausgekommen ist der folgende Text.

Gliederung

Anlass

Du hast mir das Drostenbuch geschickt und damit eine Möglichkeit geschaffen Sichtweisen zur Coronazeit auszutauschen.

Drosten aus Sicht der maßnahmenkritischen Szene

Dazu hatte ich schon eine Mail geschrieben. Der Inhalt gehört als Auftakt hierhin. (Ein maßnahmenkritischer Blick auf Drosten)

Ergebnis war:

Wir haben mit dem Corman-Drosten-Test ein Indiz dafür, dass Drosten gezielt mehr falsch positive Testergebnisse hat produzieren lassen, als bei einer Einstellung des Tests nach guter Praxis angefallen wären. Das deutet daraufhin, dass er die Pandemie warum auch immer schlimmer darstellen wollte als sie war.

Wir haben zudem an 2 Beispielen gesehen, dass seine autobiografischen Angaben aus neuerer Zeit nicht mit den Aufzeichnung seiner Aussagen aus der Pandemie übereinstimmen. Seine Aussagen sind also nicht für bare Münze zu nehmen, sondern zu überprüfen.

Weitere Rezensionen des Buches

Das Buch von Drosten ist natürlich auch in der maßnahmenkritischen Szene besprochen worden, in unterschiedlicher Qualität. Beispielsweise:

a) auf achgut.com
Kritische Rezension mit ein paar Hinweisen und Quellen. Allerdings nicht durchgehend scharf, vielleicht

b) Walter von Rossum interviewt von Christian Schubert.
auf odyssee.com

c) Für die Diskusson am hilfreichsten finde ich einen Artikel auf nius.de.

Link zu der Studie

In seinem Buch „Alles überstanden?“ schreibt Drosten: „Die Vertreter der Great Barrington Erklärung haben sich bei ihren anfänglichen Versuchen, die Sterblichkeitsrate der Erkrankung zu bewerten, enorm verschätzt und ihre Position dennoch weiter in den Medien verteidigt.“ Drosten macht auch mit Zahlenangaben deutlich, worin das enorme Verschätzen bestehe: Die „Infektionssterblichkeit von Covid war damals etwa 16-mal so hoch wie die von Influenza.“ (Seite 129)

Antwort

Methode Drosten: Die hochgerechneten 0,8 Prozent vergleicht Drosten nun mit der Influenza-Sterblichkeit, wobei er bei der Studien-Interpretation selektiv vorgeht, sogenanntes „Cherry Picking“ betreibt. Er pickt sich aus der Studie die größtmögliche Corona-Angabe und die kleinstmögliche Influenza-Angabe heraus, um so auf den Panik-Faktor „16-mal tödlicher“ zu kommen.

Daraus lernen wir, dass Drosten Wissenschaftler mit anderer Meinung scharf und unsachlich kritisiert und gleichzeitig offensichtlich kein Problem damit hat, die von ihm vertretende Position völlig unwissenschaftlich unausgewogen täuschend zu begründen.

d) Ein weiterer Artikel, in dem 7 Aspekte diskutiert und relativiert oder widerlegt werden auch auf nius.de.

Erstes Reinlesen: ein Schmähwerk

Vorwort, Seite 7: „… Mitglieder, der >Alles-lief-falsch<-Fraktion, die sich aus Halbwissen und wissenschaftlich widerlegten Fakten ihre eigene Wahrheit konstruieren.“ – Gleich mal mit einer Herabsetzung und Beleidigung starten. Merkwürdigerweise habe ich nie erlebt, dass die Argumente von Kritikern von Drosten oder aufgegriffen und mit ihnen diskutiert worden sind. Die Besserwisser wie Drosten sagen immer nur, die Kritiker wären dumm. Immer und immer wieder. Übrigens finde ich, dass wenn das alles so klar ist, dann kann er ja vielleicht eine Fußnote auf die entsprechende Diskussion setzen, anhand der ich mich auf den aktuellen Stand bringen kann. Macht er aber nicht. Und ich möchte nochmal daran erinnern, dass er bei der Gestaltung des PCR-Tests die gute Praxis von PCR-Tests missachtet hat.

Und aus Kapitel 1, Seite 23: „Wenn die Eingriffe durch die Politik nicht stattgefunden hätten, dann hätten wir in Deutschland wohl eine Katastrophe erlebt.“ – keine Fußnote. So können wir nicht diskutieren.

Kurzum: Dieses Buch ist ein Schmähwerk zur Beleidigung von Kritikern und ein Loblied auf ihn und seine Genossen. Es ist kein Buch einer systematischen Aufarbeitung und sauberer Gedankengänge. Dass mich Herr Drosten als Idiot darstellen möchte, habe ich zur Kenntnis genommen. Das brauche ich mir nicht noch 200 Seiten lang zu geben. Ich lasse das mit dem Durchlesen also und erwerbe ein ebook. So kann ich nach Stichworten suchen und sehen was Drosten zu den ausgewählten Themen schreibt – habe ich gedacht und ausprobiert. Hat aber nicht gut funktioniert. Die Passagen vor und hinter einer gefundenen Stelle im Ebookreader aufrufen ist ziehmlich fuddelig. Auch das Merken einer einmal gefundenen Stelle ist nicht so einfach. Und vom Text her bieten sich die gefundenen Passagen auch nicht zum Zitieren an. Also doch lesen.



Wie würde ich ein Buch schreiben, um die Fährte zu verwischen?

Nehmen wir an, die Maßnahmen waren ein Verbrechen. Drosten hätte eine prominenten Beitrag dazu geleistet. Wie würde ich ein Buch schreiben, das Aufarbeitung vorgaukelt aber wichtige Themen möglichst verwischt?

  • Zielpublikum: diejenigen, die anfangen zu zweifeln.
    (Die Kritiker könnten in einer offenen und tiefen Diskussion konfrontiert werden, dazu braucht es aber gute Argumente. Also lieber ein Buch schreiben, als ein Streitgespräch mit einem Experten aus den Reihen der Kritiker machen.)
  • Mit Fußnoten Exaktheit vorgaukeln: Also Fußnoten verwenden, wenn Kritiker sich geirrt haben oder bei Nebenkriegsschauplätzen. Aber nicht bei den Kernaussagen.
  • In die Tiefe gehen, wo es nicht relevant ist
  • Bestätigen, dass das Handeln im Wesentlichen richtig war,
  • bischen Reue und Selbstkritik zeigen
  • Kritiker als dumm darstellen: Das hat auch den angenehmen Seiteneffekt, dass die gesellschaftliche Diskussion nicht in Gang kommt. Wer will sich schon mit Idioten zusammentun?

Ist das ein gutes Rezept?

Schauen wir, ob dieses Rezept von Drosten angewendet worden ist.

Der Rahmen, den Drosten im Vorwort setzt

Ich möchte nun durch das Vorwort gehen und nachvollziehen, wie Drosten die Bühne für sein Zweiergespräch gestaltet.

Welche vom Staat zur Bekämpfung der Pandemie angeordneten Maßnahmen waren angemessen, welche übertrieben – und welche kamen zu spät?

Es fehlt: Welche Maßnahmen wurden angeordnet ohne wissenschaftlich begründet zu sein? Der Rahmen für das Buch gesetzt wird also: Alles richtig, aber vielleicht nicht optimal. Das ist aber nicht das Thema, das die Gesellschaft spaltet.

Denn auch wenn niemand sagen kann, wann das sein wird, ist eines sicher: Ein nächstes Mal wird es geben.

Framing: Die Natur hat zugeschlagen und das passiert wieder. Auch das ist eine Sichtweise, die der kritischen Szene zumindest in dieser einfachen Form nicht geteilt wird. Stichworte:

  • Was ist mit em Laborursprung von Sars-Cov-II?
    „Wie Stück für Stück bekannt wird, kam offenbar auch das Virus selbst aus den USA – das sagt zumindest der ehemalige Leiter des CDC, das ist die amerikanische Seuchenschutzbehörde, Robert Redfield.“ newsweek.com
  • Wie schlimm war denn die Pandemie?
  • Die letzte große Pandemie war wann?
  • Eine Pandemie mit mehr Toten als in der Coronawelle war in Deutschland die Grippewelle 2018 – was ist damit, da gab es keinen Notstand!
  • Argumente, dass Pandemien immer wahrscheinlicher werden, wegen Reisetätigkeit, Vordringen in bisher unberührte Natur, stehen andere Argumente gegenüber, die eher für eine Abnahme von Pandemien sprechen: Die meisten Erreger sind mittlerweile den Immunsystemen weltweit bekannt, die Menschen sind im Schnitt brauchbar erhährt und es gibt Notfallmedizin.

Auf der einen Seite gibt es die Anhänger von Verschwörungserzählungen und die Mitglieder der »Alles-lief-falsch«-Fraktion, die sich aus Halbwissen und wissenschaftlich widerlegten Fakten ihre eigene Wirklichkeit konstruieren.

Einfach mal alle Kritiker als dumm und unverbesserlich einordnen und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Auch wenn es vom Regierungslager und den die Regierung unterstützenden Medien tausendfach wiederholt wird: Die wissenschaltlich widerlegten Fakten gibt es nicht. Ein Austausch zwischen den Lagern hat nicht stattgefunden. Es häufen sich auf Seiten der Kritiker Woche für Woche Indizien, peer-reviewte Studien und freigeklagte Unterlagen aus dem Regierungs- und Behördenhandeln an, die so ziemlich alle Verschwörungstheorien untermauern. Wenn es denn alles so klar ist: Wo ist die Fußnote, wo ich mich schlau machen kann und die ganzen Verschwörungsmythen entlarvt werden?
Und: Wenn das denn alles so klar ist und alle Verschwörungsmythen mittlerweile aufgearbeitet und widerlegt sind: Warum werben die Parteien jetzt im Wahlkampf nicht damit, wie souverän sie mit einer der größten Katastrophen der jüngeren Geschichte umgegangen sind?

Kurzum das Framing: Wer die Regierung kritisiert ist unverbesserlich dumm und unwissenschaftlich. Da willst du doch nicht dazugehören, oder?

Solche Versuche der Umdeutung des Pandemiegeschehens werden von der AfD-Fraktion im Bundestag aus populistischen Motiven aufgegriffen.“

Regierungkritik ist populistisch. Die AFD hat niemals Sachargumente, die macht immer nur Sachen zur Verführung der dummen Bevölkerung. Wenn Drosten hingegen auf dem Framingklaviertur spielt ist das natürlich nichts mit Populismus zu tun. Oder doch?

Anstatt einer sachlichen Bilanz der getroffenen Maßnahmen dominieren weiterhin Emotionalität, Parteilichkeit, Eigeninteressen und Voreingenommenheit.
Ja und der Grund dafür liegt darin, dass die Befürworter des Regierungshandelns jeden Diskurs verweigern. Und stattdessen immer wiederholen, dass es unmöglich sei, mit Menschen wie mir zu reden und diskutieren, weil ich dumm, asozial, unverbesserlich, rechts oder was auch sonst immer sei. Siehe die Unterstellungen in den Absätzen zuvor.
Es ja möglich, dass das stimmt – das lässt sich aber erst im Zuge einer Diskussion herausfinden und nicht vorher einfach mal behaupten.

Dabei haben wir uns bemüht, uns allein von überprüfbaren Fakten und Erkenntnissen leiten zu lassen, aber auch offen zu sein für ungeklärte Fragen und Unsicherheiten.
Framing: Drosten gut, alle anderen populistisch und unverbesserlich.

Von einer besseren internationalen Kooperation jedenfalls wird es entscheidend abhängen, ob der Schutz vor Seuchen künftig so wirksam sein wird, wie er sein könnte und müsste.
Das ist auch so ein Liebingsthema der Regierung und hier von Drosten ins Spiel gebracht: Mehr internationale Kooperation, will heißen WHO Verträge neu gestalten (die bestehenden Gesundheitsvorschriften IHR ergänzen und einen Pandemievertrag verabschieden). Die Verträge bedeuten weniger Entscheidungsspielraum bei den Ländern und mehr gesichertes Einkommen für die Pharmaindustrie auch in den „Zwischenpandemiephasen“.
Und von wegen Wissenschaft: Ich kenne keine Studie, die über das Niveau einer schlechten Grundstudiumsseminararbeit hinausgeht, die gezeigt hätte, dass die Maßnahmen gewirkt hätten und dementsprechend eine noch abgestimmtere weltweite Reakton ein Vorteil sein könnte. Die Aussagen von Drosten hängt völlig in der Luft. Hat aber massive politische Konsequenzen, wenn ihnen gefolgt wird.

Framing: Weltregierung gut, Macht abgeben, weltweite Pharma auch gut, wir waren schlecht und müssen besser werden, indem wir Macht abgeben.

Niemand ist sicher, bevor nicht alle sicher sind, heißt es bei der WHO. Wie zutreffend dieser lange überhörte Satz ist, hat das SARS-CoV-2-Virus bewiesen.

Versteh ich nicht. Waren am Ende alle sicher? Haben sich alle sicher gefühlt, als versucht wurde, durch diverse Zwangsmaßnahmen und Lockdowns mit Wirtschaftszerstörung Sicherheit herzustellen? Wie kommt Drosten zu so einem Fazit?
Framing: Wenn die WHO als allmächtige Instanz die Dinge für alle regelt, dann sind wir sicher und das ist gut.

Im Vorwort setzt Drosten keine Fußnoten. Was misslich ist, weil er zu wichtigen Themen Statements raushaut, die genau entlang der Spaltung der Gesellschaft verlaufen. Und es ist auch nicht klar, ob diese Themen im weiteren wieder aufgegriffen werden und dann ordentlich belegt werden. Er wählt also für das Vorwort eine populistischen, polarisierenden Ansatz.

Drosten phantasiert sich die Welt zurecht

Ich habe das Buch in Papierform also weitergelesen und nicht suchenderweise das Ebook studiert. Ungefähr bis zur Hälfte (Seite 141) habe ich gelesen. Dabei sind mir Sachen aufgefallen, die mich an der Integrität oder der lauteren Absicht von Drosten zweifeln lassen. Und zwar folgende.

a) Er pickt Rosinen und gaukelt mit dem Ergebnis vor, dass andere Wissenschaftler unfähig sind

Ich wiederhole aus dem Abschnitt Weitere Resensionen des Buches:

Quelle Artikel auf nius.de.

In seinem Buch „Alles überstanden?“ schreibt Drosten: „Die Vertreter der Great Barrington Erklärung haben sich bei ihren anfänglichen Versuchen, die Sterblichkeitsrate der Erkrankung zu bewerten, enorm verschätzt und ihre Position dennoch weiter in den Medien verteidigt.“ Drosten macht auch mit Zahlenangaben deutlich, worin das enorme Verschätzen bestehe: Die „Infektionssterblichkeit von Covid war damals etwa 16-mal so hoch wie die von Influenza.“ (Seite 129)

Antwort

Methode Drosten: Die hochgerechneten 0,8 Prozent vergleicht Drosten nun mit der Influenza-Sterblichkeit, wobei er bei der Studien-Interpretation selektiv vorgeht, sogenanntes „Cherry Picking“ betreibt. Er pickt sich aus der Studie die größtmögliche Corona-Angabe und die kleinstmögliche Influenza-Angabe heraus, um so auf den Panik-Faktor „16-mal tödlicher“ zu kommen.

Daraus lernen wir, dass Drosten Wissenschaftler mit anderer Meinung scharf und unsachlich kritisiert und gleichzeitig offensichtlich kein Problem damit hat, die von ihm vertretende Position völlig unwissenschaftlich unausgewogen täuschend zu begründen.

Ein weiteres Beispiel für Rosinenpickerei ist folgendes, das auch gleich zum nächsten Abschnitt überleitet:

Aber dann kam es zu den Viruswellen mit weit mehr Toten, einem weiteren Lockdown im Winter 2020 und nocheinmal zu Einschränkungen im Winter 2021.“ (Seite 61)

Bis Seite 90 erwähnt er immer wieder die Wellen 2020 und 2021. Aber keine für 2022. Der Grund dafür dürfte in der Omikron-Variante zu finden sein:

Drosten: „Das medizinische Ende in Deutschland war die Omikron-BA.2-Welle, also das Frühjahr 2022.“ (Seite 102)

Nur: Wie in den Sterblichkeitsabbildungen im nächsten Abschnitt zu sehen ist, war die Sterblichkeit 2022 nocheinmal höher als in 2021. Wenn Drosten die Sterblichkeit 2021 für eine Katastrophe hält, warum schweigt er dann zu 2022?

b) Er redet von jede Menge Opfern wegen unglücklicher bis laxer Politik – aber wo sind die Toten?

So spricht Drosten vom Winter 2020 und 2021:

Die deutsche Besonderheit ist der späte Zeitpunktder letzten Schulschließungen Anfang 2021. Das war eine Reaktion auf die schlimme Winterwelle2020, die gestoppt werden musste, nachdem man vorher einen halbherzigen, wenig wirksamen Teil-Lockdown verhandelt hatte.“ (Seire 53)

Aber dann kam es zu den Viruswellen mit weit mehr Toten, einem weiteren Lockdown im Winter 2020 und nocheinmal zu Einschränkungen im Winter 2021.“ (Seite 61)

Ich denke, diese Stimmung im September 2020 schaffte dann freie Bahn für die tödliche Winterwelle 2020/21.“ (Seite 67)

Die nun folgende Winterwelle 2020/21 war die tödlichste Phase der Pandemie.“ (Seite 70)

Nachdem so viele alte Leute in der Winter 2020/21 gestorben waren, achtete man nun viel stärker auf den Schutz der Alten.“ (Seite 85)

Ungefähr 60 000 Menschen starben in der Winter, ungefähr 10 000 in der sich anschließenden Alpha-Welle im Frühjahr 2021.“ (Seite 86)

 „Unter der Delta- im Herbst 2021 war die Sterblichkeit gegenüber der Alpha-Welle im Frühjahr kaum reduziert.“ (Seite 91)

Zum Vergleich: Die normale Gesamtsterblichkeit liegt so bei 900.000+ pro Jahr. Also nach Drosten waren also 5 – 10% mehr gestorben als normalerweise zu erwarten.

Soweit Drosten. Werfen wir einen Blick auf die altersbereinigte Sterberaten für Deutschland in den letzten Jahren. Also die eingetretenden Sterberaten aber korrigiert um die Verschiebung in der Bevölkerungspyramide.

Sterberaten Deutschland, altersbereinigt
Der Medizinstatistiker Prof. Kraus hat, nachdem auch die deutschen Zahlen eingegangen sind, die altersbereinigte Sterblichkeit berechnet.
[…]
https://t.me/rosenbusch/22192

Das letzte dargestellte Jahr ist 2023. In 2019 hatten wir die niedrigste Sterblichkeit ever. In 2020 die zweitniedrigste Sterblichkeit, ever. Trotz Pandemie. Und trotz den 5 – 10% mehr Toten als zu erwarten laut Drosten. Aber der Zuwachs auf 2020 fällt in der Abbildung nicht als besonders auf, oder? Gleiches gilt für 2021. 2022 steigt die Sterblichkeit immer noch – das wird von Drosten aber nicht thematisiert (!).

Nochmal ein Blick auf die gleichen Daten in anderer Aufbereitung:

Sterberaten in Deutschland, Quartalsdaten, altersstandardisiert
https://t.me/marcelbarzbackup/303

Es sind diesmal Quartalsdaten dargestellt. Das letzte dargestellte Jahr ist 2022.

Ich habe auch mal gerechnet, mit Daten des Statistischen Bundesamtes, und die Sterbewahrscheinlichkeit für 84jährige errechnet:

Sterberraten 84-jährige Männer (m) und Frauen(w), Deutschland
eigene Berechnung mit Zahlen von destatis.de
OpenCalcTabelle dazu

Das letzte Jahr ist 2023. Was in der Abbildung auffällt, ist ein Sprung nach oben 2018. Da sind viele Alte an Influenza gestorben. Die Coronajahre waren auch bei den besonders betroffenen 84 -jährigen die Jahre mit den geringsten Sterberaten überhaupt.

Fazit: Die 5 – 10% mehr Tote von denen Drosten redet, sind nicht zusätzlich gestorben. Sie sind jedenfalls nicht beim Statistischen Bundesamt gemeldet worden. Stellt sich also die Frage: Wo hat Drosten seine Daten her? Bzw. wie hat er versucht, die Qualität der Daten sicherzustellen? Und warum schaut er nicht mal beim Statistischen Bundesamt vorbei, bevor er für schärfere Lockdowns plädiert?

c) Er ist modellgläubig

Drosten: „Das Narrativ, dass Modellierungen fehlerhaft seien, hat sich durch ständige Wiederholung in der Öffentlichkeit verfestigt, ist aber falsch. Modellierungen sind präzise, aber sie entwerfen Szenarien, die dann verhindert werden. Zu einem gewissen Teil musste man sich zu Beginn der Pandemie auf Modellierungen verlassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die entsprechenden politischen Entscheidungen infrage gestellt werden müssen. Solche Modelle entstehen ja nicht aus der Fantasie heraus, sondern basieren auf echten Daten, die durch die Modellierung besser verstanden werden können als durch bloßes Bauchgefühl. Natürlich können einige Modellierungen Szenarien darstellen, die durch Prävention nicht eintreten, aber deshalb sind sie ja nicht falsch. Sie waren oft sehr genau, insbesondere für die nächste Zukunft. Vieles der öffentlichen Kritik ging einfach an der Sache vorbei, das Problem lag eher auf der Kommunikationsebene.“ (Seite 133)

Wie er auf die Idee kommt, ist mir ein Rätsel. Aus seinen Aussagen geht auch hervor, dass er das gar nicht überprüfen kann. Dann wenn das Modell Szenarien entwirft, die dann nicht eintreten, wie will ich dann die Modellgüte beurteilen? Und dass ein Modell für die nächste Zukunft irgendwie richtig liegt, geschenkt.

Drostens Aussage widerspricht sowohl meiner Erfahrung mit Modellen, aber auch vielen Kommentaren anderer Wissenschaftler, die ich gelesen habe. Das Problem ist, dass ein Modell ja sowohl die Struktur des Wirkens abbilden muss als auch entsprechende Daten vorliegen müssen, um so ein Modell dann zu kalibrieren. Daraus ergeben sich massive Modellierungsspielräume. Die Auswahl der Modellstruktur und Modellparameter sauber zu begründen, ist aufwändig und anspruchsvoll. Ebenso die Interpretation der vom Modell erzeugten Zeitreihen. Die Versuchung ist groß, das Modell nicht als Erkenntniswerkzeug zu benutzen, sondern das Pferd von hinten aufzuzäumen und das Modell so zu bauen, dass es das gewünschte Verhalten zeigt.

Das Thema, wie aussagekräftig Modelle sind, war auch Thema im RKI. In den RKI-Protokollen findet sich im Protokoll vom 4. Dezember 2020 eine Passage, in der ein Coronaverlaufsmodell vorgestellt und kritisiert wird:

2020-12-04
Kommunikation

Modellierung „Towards a long-term control of COVID-19 at low

[…]

o Zahlreiche, willkürlich gesetzte Annahmen von Parametern

die uns zum großen Teil nicht bekannt sind, Genauigkeit, die

nicht messbar und unrealistisch ist wird vorgetäuscht

o Verschiedene Zustände werden beschrieben, stabiler

Zustand und Zustand mit Fallanstieg, wie dies quantitativ

auszurechnen und -werten ist, ist nicht klar

– Limitationen

o Im Modell werden alle Infektionen nachgebildet – Prävalenz

der realen Infektion sollte bekannt sein, Dunkelziffer müsste

hierfür konstant bleiben verändert sich aber mindestens an

Teststrategiebruchpunkten, hängt außerdem z.B. vom Alter

ab und ist nur grob messbar/sehr schwer zu ermitteln

o Bei unbekannten Einzelwerten zu Parametern (z.B.

infektiöse Kontakte) kann kein Durschnitt ermittelt werden

o Kapazität der GA zur KoNa ist nicht konstant, hängt von der

Anzahl der KP der einzelnen Fälle ab, Größe der

Ausbruchsgeschehen, KoNa-Kapazität, Altersgruppen,

Regionen, Erreichbarkeit

-> Bei realer Politikberatung sollte dies alles mit einbezogen

werden, für eine Modellierung genügt dies vielleicht

o Relevanz für praktische Maßnahmen sehr begrenzt, offene

Fragen nicht berücksichtigt (spielt Saisonalität doch eine

Rolle? Vielleicht nicht im September/Oktober, aber vielleicht

doch im November?), dies kann Kontrollstrategie

durcheinanderbringen

o Autoren machen Kostenabschätzungen zu strengem

Lockdown der günstiger wäre, sehr schwer zu rechtfertigen

auf Basis der aktuellen daten

– Fazit

o Wie Maßnahmen wirken können wir aktuell nicht prognosti-

zieren, Maßnahmenpriorisierung kann erfolgen, quantitative

Beschreibung der Wirkung von Maßnahmen aber nicht

o Lösung ist entweder Eradikation oder gute Immunität

d) Die Testzahlen waren nicht standardisiert – aber geben für Drosten einen guten Überblick!?

Es geht um das Frühjahr 2020. Auf Seite 47 heißt es:

Das war der Unterschied zu anderen Ländern, die die Schulen zu diesem Zeitpunkt geschlossen hatten – diese Länder hatten im Gegensatz zu uns mangels Testmöglichkeiten keinen Überblick über das Krankheitsgeschehen.

Im RKI wird zu den Tests in dieser Zeit laut den RKI-Protokollen folgendes diskutiert:

2020-02-03
Die Meldung der Negativdiagnostik wäre ebenfalls wichtig zur Einschätzung im Verhältnis zu den Positivtestungen.

[Will heißen, die Gesamtanzahl der Test sollte bekannt sein, um die Zahl der positiven Testergebnisse vernünftig interpretieren zu können.]

2020-02-03
Ein positives PCR-Ergebnis nach Gesundung muss nicht zwangsläufig mit Infektiösität einhergehen.

2020-03-18
Die Erfassung wie viele Tests durchgeführt werden, soll hauptsächlich über ARS laufen, jedoch sind nur kleiner Teil der abgefragten Labore bei ARS, außerdem gibt es die VOXCO-Abfrage

[also: zu dem Zeitpunkt ist die Anzahl der durchgeführten Tests und wer getestet wird nach wie vor unbekannt]

2020-03-20
AGI Sentinel suggeriert nach wie vor keine breite Zirkulation, keine positiven Proben in den letzten zwei Tagen
– ZBS1

[also: in dem etablierten Sentinelverfahren, mit dem das Infektionsgeschehen etwa auch für Influenza beobachtete wird, da ist zu Zeiten des ersten Lockdowns von Corona noch nichts zu sehen.]

2020-03-23
o Viele Labore melden aufgestockte Testkapazitäten, 127 Labore melden gesamt-Kapazität von 70.875 Tests pro Tag
[also: Die Daten der positiven Testergebnisse sind nun nicht mehr mit den vorhergehenden vergleichbar. Hat das irgendjemand berücksichtigt?]

2020-03-24

 Kommunikation zur Anzahl von Testungen häufig von extern gewünscht, Testkapazität sollte nicht nach außen kommuniziert
werden
, Zahl der durchgeführten Tests durchaus möglich, wichtig in welchen Kontext man dies stellt

[also: auch Ende März werden die positiven Testergebnisse noch nicht ins Verhältnis zu den insgesamt durchgeführten Tests gesetzt]

Und so geht es in den RKI-Protokollen weiter. Das Problem bleibt bis zum erklärten Ende der Pandemie ungelöst.

Zu deutsch: Es war nicht standardisiert, wer getestet worden ist und wieviel getestet worden ist. Die Daten waren also vielleicht individuell interessant. Für einen guten Lageüberblick hätte es ein Testen einer standardisierten Kohorte gebraucht. Die wurde aber nicht eingerichtet. Obwohl von mehreren Seiten gefordert. Auch beim RKI war das Problem ja bekannt.

Über diesen qualitätsrelevanten Mangel einfach drüberzuwischen und einfach mal zu sagen, wir hatten den Überblick, zeigt das Fehlen von Qualitätsstandards bei Drosten.



e) Er findet kein Dissenz mit irgendwelchen anderen Wissenschaftlern

Drosten: „Echte Konflikte zwischen Wissenschaftlern habe ich nicht erlebt.“ (Seite 111)

?? Allein die 4 vorherigen Punkte zeigen ja eine deutlich andere Sichtweise als die von Drosten vertretene. Und diese Sichtweisen sind auch von Wissenschaftlern weltweit vertreten worden. Sie wurden mundtot gemacht. Entlassen. Auf youtube und Facebook gesperrt. Nicht mehr publiziert. Nicht zu Interviews eingeladen. Und offensichtlich auch von Drosten gemieden. Ja wenn ich Vertreter anderer Meinung mundtot mache, dann erlebe ich natürlich keine Konflikte.



f) Er nahm an, dass das Coronavirus stabil ist

überarbeitet 2025-01-22

Das Virus hat überhaupt keinen Grund zu mutieren – das wird auch SICHERLICH so bleiben, bis eine Herdenimmunität in der Weltbevölkerung besteht.

— Christian Drosten, Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse, nur wenige Tage vor der Entdeckung der Alpha-Mutation am 30.10.2020.

https://t.me/rosenbusch/18849
Windthorst-Abend im Meppener Jam.

Das Thema stabiles Coronavirus gibt es auch im Buch:

Was uns damals aber wirklich beschäftigte, das war die Alpha-Variante.“ (Seite 84)

Ich war anfangs ungläubig, weil das Virus zuvor über so lange Zeit unverändert geblieben war.“ (Seite 85)

Die Virologie hat noch viele Monate gebraucht, um erste Erklärungsansätze für diese Veränderung zu finden.“ (Seite 85)

Hier wären Erläuterungen von Drosten wichtig, warum er die Veränderung für so unwahrscheinlich gehalten hat. In den Kreisen, in denen ich versucht habe, mich dem Thema anzunähern, hieß es immer: SARS-CovII ist ein RNA-Virus, also einsträngig, und damit relativ instabil. Also eher wie Influenza als wie Masern. Wie kommt Drosten also darauf, das das Virus auch über eine Saison hinaus mit der entsprechenden Bildung von Immunitäten unverändert bleiben würde?

Dass in einer veränderten Immunlage eine andere SARS-CovII-Variante selektiert werden würde, wurde auch im RKI im Zusammenhang mit den Impfungen diskutiert. Aus dem Protokoll vom 6. Januar 2021:

2021-01-06
o Eine Zunahme von Varianten durch Impfung ist zu erwarten.

Also: Drosten stellt sich so dar, als wüsste er aufgrund jahrzehntelanger Beschäftigung mit Coronaviren über die Eigenschaften dieser Viren bescheid. Er formuliert den Anspruch mehr Ahnung zu haben als Wissenschaftler mit anderer Meinung und will uns vorschreiben, wie wir uns vorbereiten sollen etc. Und dann ist er überrascht, dass das Virus bei einer veränderten Immunitätslage mutiert.

?

Also so jemand möchte ich nicht an vorderster Beratungsfront haben. Du?

Und dann finde ich noch das hier im NDR-Podcast von Drosten Coronavirusupdate, Folge 8, also aus dem Frühjahr 2020.

Drosten: „Also, wir können uns darauf verlassen, dass das Virus mutiert. Das können wir jetzt schon beobachten. Da sind überall schon Mutationen im Genom, und wir können uns auch darauf verlassen, dass das Virus seine Eigenschaften dabei ändern wird. Wir können aber nicht sagen, ob es jetzt schon dazu gekommen ist. Denn dazu müssten wir das Virus unter kontrollierten Bedingungen eine Zeit lang studieren.

Fragen?



Wozu taugt das Drostenbuch?

Was meinst Du?


Zusatzmaterial

Fundstellen zur Diskussion weiterer inhaltlicher Aspekte.

Effektivität der Maßnahmen
Drostens neues Buch ist voller falscher Fakten, Punkt 1+2, auf nius.de.

Impfplicht
Wer Christian Drosten noch als glaubwürdigen Experten präsentiert, ist unrettbar naiv oder böswillig, auf norberthaering.
Zu: Interview mit T-online, bezugnehmend auf das Buch „Alles überstanden“ und weitere Quellen. Thema Impfpflicht.

https://t.me/rosenbusch/22930

Kinderimpfung
https://x.com/ChanasitJonas/status/1864591969298559250

Labortheorie, Rolle Drosten
Drostens Verbindung zum Labor in Wuhan, auf reitschuster.de.

Meinungsfreiheit, Wissenschaft
Das seltsame Verhältnis des Herrn Drosten zur Meinungsfreiheit, auf bz-berlin.de.
Kein Interesse an wissenschaftlichem Diskurs, auf reitschuster.de.

Schulschließungen
Drosten forderte Schulschließungen – und will heute nichts mehr davon wissen, auf apollo-news.net.

Schweden
Drostens neues Buch ist voller falscher Fakten, Punkt 4, auf nius.de.

Zero-Covic, No-Covid
„I support the basic philosophy of zero-covid.“ Videoausschnitt auf telegram (https://t.me/covidtruthnet/2718)

Kommentare

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- Quelle angeben und Verweise auf andere Seiten erwünscht, mit Erläuterung, was dort zu finden ist und warum von Interesse.

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